Schlaraffenland – Triumph Media Day

Speed Triple 1200 RS

Speed Triple 1200 RS in Sapphire Black, Trident 660 und die mir schon bekannte Street Triple RS

Mein Hauptfokus lag aber erst mal auf der komplett überarbeiteten Speed Triple 1200 RS. Wie man der Bezeichnung bereits entnehmen kann, ist die Legende der Neuzeit nun mit deutlich mehr Hubraum gesegnet und recht sportlich ausgerichtet. Denn das RS Kürzel steht bei den Engländern immer für edle sportliche Komponenten sowie einer entsprechenden Abstimmung. Auf Nachfrage bei Miles Perkins seinerzeit während der Onlinepräsentation wurde bestätigt, dass aktuell auch nur eine RS-Version dieses Kultgerätes geplant sei.

Wozu aber auch eine „softere“ Speedy?! Denn im Segment der Power-Naked-Bike braucht es gewisse Eckdaten – bei denen vor nicht allzu langer Zeit Superbike-Fans in Ekstase verfallen wären – deren Beherrschbarkeit auch nur mit einer sportlichen Grundausrichtung sichergestellt werden kann. So haben die Entwickler in der Grafschaft Leicestershire quasi keine Schraube und kein Bauteil unberührt gelassen und ein komplett neues Motorrad entwickelt, welches im Grunde nur noch den Namen, die Zylinderanzahl und die markanten Glubschaugen der Vorgänger-Speedy hat.

Sattes Hubraumplus und 180 PS

Satte 40 PS Mehrleistung und somit 180 PS liefert der komplett neu konstruierte, Triumph-typischen Drei-Zylinder Reihenmotor. Dabei wuchs der Hubraum um 110 auf 1.160 Kubikzentimeter an, was unter anderem auch der schärferen EURO5 Norm geschuldet ist. Mächtige 125 Newtonmeter zerren bei 9.000 Touren an der Kette und am mächtig wirkenden 190er-Hinterrad, welches weiterhin auf einer edlen Einarmschwinge montiert ist.

Und trotz der Zuwächse, speckte die Speedy ordentlich ab! 12 Prozent weniger Schwungmasse, ein kompakteres und effizienteres Kühlsystem sowie edle Werkstoffe, sparten gleich mal 7 Kilogramm beim Aggregat ein. 17 Prozent Ballast wurde am Aluminium-Doppelrohrrahmen eingespart und die nun serienmäßige Li-Ion-Batterie reduziert das Gewicht nochmals um weitere 2,3 Kilogramm. Dazu noch ein optimiertes Heck und Felgen, was unterm Strich zu Vollgetankten 198 Kilogramm führen.

180 PS und 198 Kg Vollgetankt – ein wahres Kraftpaket

Sportlich bequem und easy zu fahren

Und all das spürt man sofort beim Aufsitzen. Sehr tiefer und zentralisierter Schwerpunkt, lassen bereits im Stand erahnen, wie handlich es gleich um den Kurs in Oschersleben gehen wird. KeyLess startet man den Triple und wird vom sehr angenehm tiefen Dreizylinder-brabbeln begrüßt. Sitzposition ist sportlich und eher frontlastig angehaucht, dennoch mit einem angenehmen Kniewinkel.

Also, erster Gang rein und hinter Uli Bonsels – seines Zeichen Triumph Pressesprecher und Street Triple Cup Sieger-Urgestein – ab zum Kringeltreiben. Nach wenigen Runden war klar, die neue Speedy ist eine Ansage an ihre Power-Naked-Konkurrenz. Das Bike lässt sich präzise und angenehm leicht händeln. Das Triple-Aggregat schiebt kontinuierlich, mit viel Nachtdruck bis jenseits der 200 Km/h und verwöhnt mit einem kernigen aber nicht zu lauten Sound. Die Brembo Stylema Sättel verzögern bärenstark und bei Bedarf sehr feinfühlig mit einem schön spät eingreifenden Kurven-ABS im Race-Modus. Einzig die Rasten dürften für noch mehr Racevergnügen etwas höher angebracht sein.

Elektronische Helferlein gibt´s dank der 6-Achsen-IMU natürlich in allen möglichen Varianten, welche aber so unaufgeregt und kaum wahrnehmbar eingreifen, dass man quasi das Gefühl hat selber die Limits in der Hand zu halten – wirklich super abgestimmt!

Ebenfalls toll harmoniert das absolut rennstreckentaugliche Öhlins-Fahrwerk mit seiner 43er NIX30 Upside-Down-Gabel und TTX36 Doppelrohr-Federbein, welches selbst mit mir, der nicht gerade als Jockey durchgeht, sehr gut klarkommt. Ein fein abgestimmter Quickshifter mit Blipper Funktion unterstützen das sportliche Treiben ebenfalls nachhaltig. Einzig das optionale erhältliche Windschild würde ihr serienmäßig nicht nur gut zu Gesicht stehen, sondern auch den nötigen Windschutz bieten.

Was ein Spaß mit ihr in Oschersleben Runde um Runde zu drehen

Der Kniff mit den Modis

Den Unterschied zwischen Sport- und Race-Modus musste ich im dritten Umlauf (leider) eindrucksvoll erleben. Wir waren gut eingefahren und Uli hatte sicher bereits Gedanken an einen „Speed Triple Cup 2022“ in seinem Kopf – so wie der die Brennräume vor mir flutete – und so wollten wir vor dem Mittag noch etwas flotter ran.

Also als Erste gleich raus auf die Strecke und Gas. „Aber warum zum Teufel, komme ich gleich aus der ersten Ecke nicht hinterher? Ok, Uli ist in Oschersleben ne Macht, aber so?!“ Tja – aufgepasst! Nach jedem Abstellen des Bikes und ausschalten der Zündung, stellt sich der Race-Modus zurück auf Sport (ist in der EU so vorgeschrieben). Somit muss man jedes mal aktive diesen Modus wählen, was ich vor lauter Quatschen und Fachsimpeln vergessen hatte. Schon ein mächtiger Unterschied, den man aber nur im direkten Vergleich bemerkt. Also ging es gleich wieder raus, denn das Umstellen ist nur im Stand möglich. Nun aber hinterher!

Man kann auch chillig übers Land mit ihr cruisen

Mit dem linken Daumen alles im Blick

So eine Speed Triple auf der Rennstrecke zu bewegen ist ja schon ne coole Sache, doch eigentlich hat sie ihr zuhause mehr auf der Straße. Und so ging es am Nachmittag mit dem Power-Roadster noch auf eine ausgedehnte Tour durch den Harz.

Auf teils sehr holprigen Strecken, bot die Speedy noch immer ausreichend Komfort trotz ihrer sportlichen Fahrwerksabstimmung. Natürlich wird man eins mit jeder Welle, da werden diese angenehm abgedämpft.

Beim dahin cruisen hatte ich nun auch die Gelegenheit, das Display ausführlicher zu betrachten, welches sehr schön in die Front integriert wurde. Insbesondere wenn das optionale Windschild (hatte ich nun auf der Straße) verbaut ist.

Das erstklassige 5 Zoll TFT-Farbdisplay bietet bei jeglichem Lichteinfall eine sehr gute Ablesbarkeit. Es lässt sich mit einem kleinen Joystick links einfach bedienen. Nach wenigen Versuchen versteht man auch sofort die Logik und kommt gut ohne Anleitung durch die Funktionen und das Info-Angebot durch. Einzig Betätigung des Blinkers und der Menü-Joystick liegen recht nahe beieinander, aber daran gewöhnt man sich glaub schnell.

In Verbindung mit dem “My Triumph Connectivity” Paket und der Kopplung mit dem Handy, läßt sich das Display um viele weiteren nützlichen Informationen und Funktionen erweitern. So kann hierüber zum Beispiel eine GoPro angesteuert oder die Navigation angezeigt werden, Musik abgespielt und natürlich auch das Telefon bedienen werden.

Etwas Geduld benötigt man allerdings beim Starten der Rechenzentrale, denn bis die Anzeige so wirklich hochgefahren und bedienbar ist, vergehen schon ein paar Sekunden – starten kann man sie aber trotzdem.

Im Grunde muss man ja auch nicht jedes mal was einstellen. Ich persönlich fahre eigentlich immer im Sportmodus und liebe eine direkte Gasannahme. Wem das teilweise zu giftig wird, der wird im Road-Modus sicher sein Zuhause finden. Noch immer sehr sportliche Leistungsentfaltung und Gasannahme aber eben doch etwas gedämpfter. Und sollte es mal regnen, dann steht ein entspannter Rain-Modus natürlich auch noch zur Verfügung. Wer es individueller möchte, der kann sich seine Einstellungen bis zu einem gewissen Grad auch selber zusammenstellen.

Clean Optik

Insgesamt wirkt das Cockpit sehr aufgeräumt, alle Leitungen und Kabel werden sauber geführt, nichts hängt irgendwie im Weg herum oder macht einen deplatzierten Eindruck. Dazu sind die nach oben gestellten Spiegel an den Lenkerenden ein Traumlösung die dazu auch noch sehr gut einsehbar sind.

Die klassischen Glubschaugen sind auch im neuen Modell wieder verbaut – und das ist gut so! Speedy oder Streety ohne diesen Anblick wären ein absolutes No-Go! Optisch kommt die Front mit ihrem sogenannten „Nose Down-Look“ deutlich tiefer und grimmiger daher. Was ich bisher immer etwas bemängelte – die Erkennbarkeit der Tagfahrlichter – ist nun deutlich besser umgesetzt. Empfand ich die seither verwendeten Tagfahrleuchten als eher unauffällig und empfahl jedem nur mit Abblendlicht zu fahren, so sind die neue nun deutlich markanter und selbst bei starkem Sonnenschein sehr gut wahrnehmbar. Dass nun alle Lichter mit LED-Technik versehen sind, braucht man glaub nicht mehr extra erwähnen. Ein wirklicher Blickfang ist das Rücklicht mit seinem markanten Design.

Eine radikale Änderung gab´s beim Endtopf, der nun nicht mehr zweiflutig rechts und links am Soziussitz vorbeigeführt wird, sondern wieder standardmäßig rechts an der Seite. Natürlich hat so ein „Underset“ Auspuff seinen Reiz, aber er bringt eben auch viele Nachteile und Probleme mit sich. Zum einen verlagert man die Masse aus der Mitte nach oben und zum anderen transportiert man Wärme lange direkt durchs Bike und sehr nahe am Federbein vorbei. Dazu kommt, dass Satteltaschen für längere Touren oder die Gepäckunterbringen allgemein recht schwierig bisher waren. Durch die Verlagerung hatten die Designer aus Hinckley so auch die Freiheit, das Heck filigraner und deutlich kürzer auszulegen.

Leider nicht Tirol-Tauglich

Auf eine längere Tour mit der Speed Triple 1200 RS zur gehen ist also kein Problem, Gepäck bringt man gut unter und auf dem Tank kann sogar ein magnetischer Tankrucksack platziert werden, was heutzutage auch nicht mehr üblich ist. Eine kleine (sehr ärgerliche) Einschränkung gibt es allerdings! In Teilen Tirols, wo nur ein maximales Standgeräusch von 95 dB(A) zulässig sind, wird man die aktuelle Speed Triple wohl eher selten in freier Wildbahn sehen, da mit einem angegebenen 98 dB(A) im Punkt U.1 des Fahrzeugscheines, Verbotsschild und folglich empfindliche Strafen den Spaß verhießen. Leider sehr schade, da die Speedy insgesamt eigentlich gar nicht so laut und schon gar nicht aufdringlich daherkommt.

Kein Lockvogelangebot

Die Neue Speed Triple 1200 RS ist für 17.500 Euro zu haben, was erstmal nach recht viel aussieht. Vergleicht man die Komponenten und Aufpreis-Kataloge der Konkurrenz, so wird sie schnell zum Preiskracher. 16.000 Kilometer oder 12 Monate Wartungsintervalle mit nun 4 Jahren Neumaschinen-Garantie, schonen das Budget ebenfalls nachhaltig.

Fazit

Mit der Speed Triple 1200 RS hat Triumph alles richtig gemacht. Egal ob man mal auf einen Track-Day möchte, auf Tour geht oder einfach abends in die Stadt cruisen möchte, mit diesem Power-Roadster ist man immer gut aufgestellt – mein Habenwill-Gedanke ist auf jeden Fall extrem ausgeprägt nach dieser Fahrt.

Schon zum verlieben diese rassige Triumph Speed Triple 1200 RS

Kurzcheck

Positiv

  • Sehr kultiviertes, dynamisches und gewaltiges Tripple Aggregat
  • Extrem feinfühlig und perfekt abgestimmte Helferlein
  • Zeitgemäße Design und Clean Optik
  • Sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis

Negativ

  • Für noch mehr Racing zu tiefe Rasten
  • Nicht Tirol-Tauglich
  • Zubehörscheibe sollte Serienmäßig sein

……weiter zum Trident 660 Bericht

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