Mit Triumph Scrambler 1200 XE auf Tour

Fahrwerkstechnik vom feinsten

Nach der Stärkung in Zwiefalten, ging´s weiter übers Land in Richtung Lindau und später zum 1.761 Meter hohen Furkajoch. Beim cruisen über die Alb und das Allgäu vergisst man schnell seine Geschwindigkeit, denn das Zweizylinder-Aggregat dreht dank zweier Ausgleichswellen sanft und vibrationsarm mit konstantem Druck wuchtig nach oben. Im Vergleich zur Bonneville Schwester, wurde die Schwungmasse reduziert, damit die Drehfreudigkeit für schnelle Sprits gewährleistet werden kann. Hinzu kommt, dass trotz der Enduro-Ausrichtung man ein straffes Fahrwerk unter sich hat, welches in langen schnellen Kurven stoisch und zielgenau die Scrambler leitet. Selbst Bremsmanöver in Schräglage, die durch das Kurven-ABS abgesichert sind, quittiert sie mit nahezu keinem Aufstellmoment und einer souveränen Linie.

Ok, auf eine Sache muss man sich beim Umstieg von einem hyperagilen Naked-Bike einstellen. In schnelle Kurvenkombinationen braucht es etwas Kraft beim Umlegen, da das 21 Zoll Vorderrad eher für sicheren Geradeauslauf sorgen soll und die vollgetankten 226 Kilogramm auch gerne mal nachschieben.

Wie gerufen kam dann noch eine gut 2 Kilometer lange Baustelle mit viel Schotter, groben Steinen und teilweise tiefe Löcher. Schnell den Fahrmodi von „Sport“ in „Offroad Pro“ umstellen, bei dem Schlupfregelung und ABS komplett lahmgelegt werden, und Gas. Spektakulär wie die Scrambler hier anschiebt und auf dem losen Untergrund zurechtkommt. Man ertappt sich schnell beim vergessen der Straßenbeschaffenheit und fährt gefühlt wie auf Asphalt. Sicher mit ein Verdienst der Metzeler-Tourance-Reifen, die zwar eher Straßen- denn Enduro-Ausrichtung haben, dennoch auf losem Untergrund einen sehr guten Grip entwickeln und extrem gut mit der Scrambler harmonieren. (Eine Empfehlung: Bei meinen in Summe 120 Kilogramm „Zuladung“ habe ich die Druckstufe der Gabel und der beiden Federbeine um einige Klicks erhöht).

Der Untergrund ist egal – der Scrambler treibt einen an

Der Ritt macht so viel Spaß, dass man das Ende der Baustelle gar nicht erreichen wollte. Egal ob man im Stehen oder entspannt im sitzen unterwegs ist, die XE liegt hervorragend. Hier hat Triumph mit ihren Partnern wirklich ganze Arbeit geleistet und ein Fahrverhalten entwickelt, das keine Wünsche offenlässt.

Effizient und Detailverliebt

Nach einer entspannten Mittagspause am Furkajoch mit grandiosem Ausblick, stand der erste Tankstopp im Tal an. Mit durchschnittlich 5,4 Litern ging bei knapp 230 Kilometern die Tanklampe an, was angesichts meiner Größe und der zügigen Fahrt im Sportmodus absolut erfreulich war. Theoretisch wären so sicher knapp 300 Kilometer Reichweite mit dem 16 Liter fassenden Tank möglich. Nettes Detail beim Tanken ist der Schnellverschluss im Monza-Stil, welcher zwar nur Attrappe für den darunter liegenden Tankdeckel ist, aber in Verbindung mit dem Edelstahl Tankspannband und dem  gravierten Triumph-Schriftzug im Motordeckel, Erinnerungen an die legendären Scrambler-Zeiten der 1960er Jahre weckt – sehr Edel!

Bequem und mehr als Tourentauglich

Weiter ging´s über Warth, Lech in Richtung Landeck mit einem schnellen Abstecher über die Piller Höhe ins Pitztal und schlussendlich rüber nach Oetz. So standen am Ende knapp 400 Kilometer auf der Uhr, die dank der hochwertig und extrem bequemen Sitzbank, sowie angenehmen Kniewinkel und Armposition, entspannt absolviert werden konnte. Einen großen Anteil an der Entspanntheit hat sicher auch das kleine Windschild, welches den Fahrwind überraschend gut bis 140 Km/h um einen lenkt bzw. keine lästigen Verwirbelungen erzeugt.

Einzig die Hitzeentwicklung am Rechten Bein über dem hochgelegten Auspuff, kann im Hochsommer bei langsamer Fahrt eventuell lästig werden. Hier störte es nicht und wenn, dann wäre es der Preis für ein – sorry für den Ausdruck – geiles Styling.

Toll und angenehm ist auch der knackige Staccato-Sound, der dank des 270°-Hubzapfenversatzes im 1200er-Twin Aggregat, in sonoren aber nie nervigen oder gar zu lauten Salven das Potential der Scrambler untermalt.

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