Isle of Man – mehr als nur Racing

Spricht man unter Motorradfans von der Isle of Man, denkt man unweigerlich an das wohl gefährlichste Straßenrennen der Welt – die „Isle of Man TT“ (Tourist Trophy). Zweifellos das Ereignis, das die Insel zwischen England und Schottland berühmt gemacht hat. Aber auch abseits des Renngeschehens bietet die Insel eine Vielzahl reizvoller Routen und Orte, die es zu erkunden gilt.

Seit ich mich mit Motorrädern und Racing beschäftige, wollte ich diesen magischen Ort besuchen. Im Mai war es dann endlich soweit und ich konnte im Rahmen einer Metzeler Reifenpräsentation diese magische Insel besuchen. Es waren zwar nur drei Tage, aber sie reichten aus, um Sehnsucht zu wecken.

Gepäck gleich mal weg

Die Isle of Man – kurz IoM – ist eine der Britischen Insel die in der Irischen See liegt, quasi in der Mitte zwischen Schottland, England, Nordirland, Wales und der Republik Irland, wobei es ans schottische Festland nur knapp 29 Km sind, während es mach Irland schon der 85 km sind. Man kann sie mehrmals am Tag bequem per Flugzeug oder per Fähre erreichen. Schwierig wird es allerdings zur Racingzeit Ende Mai, denn hier sind in der Regel alle Strecken restlos, schon lange im Voraus, ausgebucht oder unbezahlbar.

Anflug auf die IoM von London Heathrow aus mit einer kleinen Jetstream Delivers Two

Wir hatten das Flugzeug gewählt und sind von London aus mit einer zweimotorigen Turboprop geflogen. Dabei hatten wir natürlich unsere ganze Motorradausrüstung, mit dem Flugzeug wohl überfordert war und so blieben einfach mal 70% der Taschen einfach auf dem Rollfeld in London stehen – man kann sie ja am Tag drauf liefern war die Devise. So begann der Trip gleich mal mit einer Taxifahrt in die Hauptstadt Douglas ins Einkaufszentrum. Das Shoppingerlebnis war hier das eine aber noch spannender war die Taxifahrt vorbei an der Start-/Zielanlage der TT und die ganzen Geschichten, die einem erzählt wurden. Unbedingt besucht sollte man wohl die Promenade bis runter zum Manx Museum, wo man mehr über die faszinierende Geschichte der Insel erfährt, sollte man sich auf keinen Fall entgehen lassen. Er – also unser Taxifahrer – ist Portugiese und lebt bereits seit 20 Jahren auf der Insel. Will auch nicht mehr weg, da das Leben hier wohl unbeschwert, gemeinschaftlich und entspannt sein soll.

Die Start-/Zielgerade „Grandstand“ liegt einfach so auf einer Stadtstraße

Gerade dieses Gemeinschaftsgefühl stellt sich schnell ein. Denn man wird überall herzlich aufgenommen und bekommt das Gefühl einer heilen Welt. Eine Welt, in der es weniger um Macht und Geld geht.

Ab in den Süden

Klamotten waren also Save, erste Inspiration zur Insel auch schon mal aufgesaugt, dann konnte unser Fahrtag also beginnen. Zwar im strömenden Regen, aber was soll’s. Regenpelle drüber und ab von Douglas gegen den Uhrzeigersinn nach Süden.

Über kleine verschlungene Bergstraßen, vorbei an unzähligen Schafen und Rindern, steuerten wir Port Erin an. Eine wunderschöne Hafenstadt, die berühmt für ihren Port Erin Beach ist und im Über kleine verschlungene Bergstraßen, vorbei an unzähligen Schafen und Rindern, steuerten wir Port Erin an. Ein wunderschöner Hafenort, berühmt für seinen Port Erin Beach, der im Sommer zum Meckar für Wassersportler wird. Den ließen wir rechts liegen, denn bei 6 Grad, Wind und Regen, lässt man die Heizgriffe nicht freiwillig los. Weiter ging es bis ans südliche Ende ins Sound Café, wo man lecker Essen und die Aussicht auf das Naturschutzgebiet Calf of Man genießen konnte. Selbst bei diesem stürmischen Wetter, oder vielleicht gerade deswegen ein gewaltiger Ausblick.

Südlichster (befahrbarer) Punkt – selbst im Dauerregen ein magischer Ort

Überhaupt ist es hier im Süden der Insel extrem grün mit einer üppiger Vegetation. Die Gegend lädt geradezu zum Wandern und Radfahren irgendwie ein. Die höchste Erhebung, der South Barrule Celtic Hillfort, ist nur 480 Meter hoch.

Zurück zum Hotel ging es am King William’s College vorbei über Castletown, wo die Irische See mit Macht gegen das Land drückte und die eine oder andere Welle einen von der Seite nass machte.

Auf den Spuren von Joey Dunlop

Nach einer Stärkung im Hotel und trockenen Klamotten ging es mittags im Uhrzeigersinn auf die offizielle IoM TT-Strecke Richtung Norden. Unfassbar, wenn man diese Strecke befährt, wie man hier mit weit über 250 Sachen entlang brettern kann. Die Filme, die man auf YouTube findet, geben bei weitem nicht wieder, wie eng es hier zugeht, wie holprig die Straßen sind, was das Fahrwerk alles aushalten muss und wie nah hier Randsteine, Mauern und Bäume die Strecke begrenzen. Umso mehr Respekt hat man vor dem Mut und der Entschlossenheit hier Rennen zu fahren.

Man kommt aus dem Staunen nicht mehr raus und passiert einen legendären Streckenabschnitt nach dem anderen. Vor den Häusern stehen Bänke in den Vorgärten zum Public Viewing bereit und so manche enge Kurve ist wohl ganzjährig mit einem rot-weißen Aufprallschutz versehen.

Bis Ramsey geht unsere Fahr in Richtung Norden, wo wir dann über das berühmte Gooseneck hoch in die Berge fuhren. Übrigens, außerhalb der Ortschaften darf auf der Insel so schnell gefahren werden wie man will. Hier oben hat man einen Wahnsinns Blick auf Ramsey und die ganzen Küstenstreifen in Richtung Norden.

Blick auf Ramsey in die wunderschöne Küste im Norden

Kurz danach kommt man auch schon am East Snaefell Gate vorbei, wo eine historische Dampfeisenbahn auf den Gipfel des Snaefell fährt, dem höchsten Punkt der Insel. Von dort aus hat man einem Rundumblick über die Insel und sogar bis nach Irland und Schottland an klaren Tagen.

Auf halbem Weg zurück nach Douglas, muss man unbedingt im Victory Cafe einkehren und den Spirit von Joey Dunlop aufsaugen, der auf dem Vorplatz eine eindrucksvolle Statue zum Gedenken bekommen hat. Im Café selber hängen jeden Menge Erinnerungen, ist ein kleines Kino in dem die Racingfilme laufen, ne Werkstatt sowie ein Fanshop.

Hier oben in den Bergen beim Victory Café, kann man Joey Dunlop ganz nah sein

Weiter geht´s wieder runter ins Tal in die Hauptstadt und den Ausgangspunkt der 60,725 Km langen Rennrunde – auf die Grandstand – die Start-/Ziel-Anlage mit ihrem beeindruckenden Tower. Wenn man hier entlangfährt und sich vorstellt, dass die Piloten mit Vollgas diese Enge leichte links bergab fahren, an einer Ampel vorbei, wo die Straße wieder enger wird und dann am Ende es mehr als 90 Grad rechts in Quarterbridge geht – Irre.

Unvorstellbar irgendwie, dass hier mitten in der Stadt ein mega Boxenanlage steht

Hautnah an den Helden der IoM TT

Am Abend ging es dann noch einmal nach Ramsey ins Mountain View Innovation Centre, wo die Top-Fahrer der IoM TT vorgestellt wurden und quasi der Startschuss für das diesjährige Rennen fiel.

Mega Opening für die diesjährige Isle of Man Tourist Trophy

Ein extrem beeindruckendes Event, bei dem man seinen Helden ganz nah sein konnte, sie für ein kurzes Gespräch zur Verfügung standen und man schnell feststellte, wie normal sie alle sind und eigentlich nur eines wollen: schnell Motorrad fahren, genau wie ich.

Komme wieder!

Zwar war ich nur wirklich einen Tag auf der Insel unterwegs und das Wetter war nicht mal gut, doch waren die Eindrücke so faszinierend, die Landschaft so eindrucksvoll und die Menschen so herzlich, dass ich unbedingt hierher eine Tour auf Achse machen möchte. Übersetzen mit der Fähre oder dem Zug nach England, dann hoch über Wails und mit der Fähre von Liverpool nach Douglas. Dann eine Woche über die Insel touren – sind nur gut 800 Km Straßennetz – und in den malerischen Küstenorten im Pub zu Abend essen.

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