Diesmal stand der Triumph Media Day unter der Überschrift Tiger 1200 in allen Varianten und Lebenslagen. Bei gigantischen Bedingungen – fast schon zu warm für Mai – traf man sich auf dem Fahrsicherheitszentrum am Nürburgring, von wo aus es am Morgen ins Gelände ging, am Nachmittag auf eine chillige Eifeltour und zum Abschluss noch der Handling-Parcours zur Verfügung stand.
Und damit man die ganze Tiger 1200 Familie erfahren konnte, standen wirkliche alle Versionen der neuen großen 2022er Tiger in nahezu jeder Ausstattungsvarianten und Farbe bereit – schon ein erhabener Anblick, so viele Bikes in Reih und Glied zu sehen – wow.
Der Antrieb der Triumph Tiger 1200
Mit der komplett überarbeiteten Tiger 1200, will Triumph weiter im bayrisch dominierten Reiseenduro-Segment auf Kundenjagt gehen. War diese Jagt bisher noch nicht von allzu großem Erfolg gekrönt, lädt man nun nochmals richtig durch. Bei der im vergangenen Jahr präsentierten Tiger 900, trug die Rundumoptimierung auf jeden Fall reichhaltige Früchte.
So geht Triumph beim Aggregat einen neuen Weg und reduziert sogar den Hubraum von 1.215 auf 1.160 Kubikzentimeter. Dafür baut der Block deutlich kompakter und zugleich leichter auf. Und da gerade eh das neue kräftige Speed Triple 1200 Triebwerk entwickelt wurde, fanden Teile und Ideen dieser Entwicklung auch Platz in der Tiger. So hat sie nun satte 150 PS mit mächtigen 130 Newtonmetern bei bereits 7.000 Touren. Größte Neuerung ist sicher die sogenannte T-Plane-Kurbelwelle, welche eine unregelmäßige Zündfolge mit 90/180/90 Grad ermöglicht und sich stark an den BigBang der 4-Zylinder Yamaha Superbikes anlehnt. Soundmäßig kommt sie dadurch deutlich kerniger daher, bringt dennoch „nur“ 92 dB(A) auf´s Papier und ist somit mehr als Tirol-tauglich.
Die Kraftübertragung nach hinten findet weiter über einen Kardanantrieb statt, der in diesem Segment einfach erwartet wird – mir persönlich ist eine leichte Kette immer lieber und an das Schmieren und Säubern gewöhnt man sich. Aus der mächtigen Einarmschwinge der Vorgängerin, wurde nun eine filigranere Tri-Link-Schwinge mit beidseitiger Momentabstützung. Sieht sicher nicht mehr so brachial aus wie früher, dafür leichter und deutlich besser zu handeln.
Die Elektronik der Triumph Tiger 1200
Im Cockpit wird man nun von einen extrem edles und allzeit super ablesbares 7 Zoll Multifunktionsdisplay verwöhnt, welches allerdings noch immer das Triumph-typische Zeitlupen Startup hat und man gefühlt eine Ewigkeit warten muss, bis es gebootet ist – das Fahrzeug starten kann man jedoch trotzdem sofort! Bei der Elektronik bleibt glaub kein Wunsch mehr offen, von einer fein abgestimmten Traktionskontrolle über ein aktuelles Kurven ABS bis hin zum KeylessGo findet sich alles in ihr. Natürlich darf dabei die Rundum LED-Beleuchtung nicht fehlen.
Dazu gibt’s Android Auto bzw. Apple Car Play, ein durchdachtes Smartphone Fach im Heck mit Lademöglichkeit sowie Triumph Connectivity-App mit der zum Beispiel eine GoPro gesteuert werden kann. Mächtig viel Technik, die ich in einem Tag gar nicht komplett erfassen und durchtesten konnte.
Das Fahrwerkt der Triumph Tiger 1200
Was ich dafür aber ausgiebig testen konnte war das semiaktive Fahrwerk, welches unter anderem bei einem Sprung, die Federvorspannung so anpasst, dass beim wieder aufkommen, die Feder nicht durchschlägt. Auch spürt man direkt jede Fahrwerksverstellung, die währende der Fahrt vorgenommen werden kann. Und selbst bei verschiebenden Beladungszustände wird das Niveau laufend angepasst.
Was gibt´s noch an der Triumph Tiger 1200
Richtig durchdacht und gerade bei den heißen Temperatur Goldwert, ist die zweiteilig angebracht Verkleidung am Kühler, welche über Kunststoff-„Flügel“ die heiße Abluft seitlich wegführt und so bei langsamer Fahrt einen nicht zusätzlich erhitzt.
Eine weitere orange LED unterhalb des Spiegels schmückt die beiden Explorer Modelle, die einen warnt, wenn etwas im toten Winkel sich versteckt. Nun mag man glauben, man bräuchte sowas nicht am Bike, da man eh immer den „Rundumblick“ hat. Doch gerade auf langen Etappen, wo man sich auch mal etwas einlullt, kann so ein Warner helfen sicher ans Ziel zu kommen.
Zum einfachen Schalten unterstützt der serienmäßige (bis auf das GT-Basismodell) Quickshifter mit Blipper-Funktion einen phänomenal und extrem präzise in allen Lagen. Des Weiteren gibt´s von Haus aus (bis auf eben das GT-Basismodell) einen Hauptständer, in mehreren Stufen einstellbare Heizgriffe sowie einen Tempomaten sowie Berganfahr-Hilfe. Und wird´s mal dunkel, so erstrahlen alle Bedienelemente mit einer edlen Hintergrundbeleuchtung – gibt´s es selten serienmäßig auf dem Markt.
Gebremst wird über eine Magura-Radialpumpe, die auf sportliche Brembo Bremssättel zugreift. Dabei wird hinten laufend abgestimmt mitgebremst, was man allerdings in den Modis auch beeinflussen kann.
Die 5 Triumph Tiger 1200 Modelle
Was gibt´s überhaupt für Modelle? Im Grunde 3 Straßenversionen und 2 mehr auf´s Gelände ausgerichtete. So gibt´s die Tiger 1200 GT, Tiger 1200 GT Pro und Tiger 1200 GT Explorer. Alle drei mit 19/18 Zoll Gussrädern und 200 Millimetern Federweg. Wer es dreckiger mag, auf den warten zwei Modelle mit der Tiger 1200 Rally Pro und Tiger 1200 Rally Explorer. Beide haben 21/18 Zoll Kreuzspeichenrädern (schlauchlosen) und 220 Millimeter Federweg.
Ein weiterer Markanter Unterschied findet sich beim Tank. Denn die Explorer Modelle haben einen mächtigen 30 Liter Megatank, während die anderen mit 20 Litern auskommen müssen.
Beim Gewicht wird´s spannend, denn die Tigers sehen zwar mächtig aus, bringen aber im Schnitt 25 Kilo weniger auf die Waage als früher. So reichen die Gewichte vollgetankt (90% Füllung) von 240 bis 261 Kilogramm. Und somit auch weit unter der bayrischen Konkurrenz.
Preislich kann die Engländerin mit der Bajuwarin locker mithalten. So gibt´s die GT bereits ab 17.750 Euro, die GT Pro ab 19.950 Euro GT Explorer ab 21.450 Euro. Bei der Rally beginnt es mit der Pro bei 20.050 Euro und bei der Explorer bei 22.450 Euro.
Ab ins Gelände mit der Triumph Tiger 1200
Nach einer kurzen Einführung von Triumph Deutschland Urgestein Uli Bonsels ging´s auch gleich auf ein knapp 30 Km Verbindungsetappe in eine Lavagrube bei Pelm. Hier durften wir, bei noch angenehmeren Temperaturen, die Tiger über Stock und Stein bewegen. Was mit der Rally und ihren größeren Rädern auch richtig gut gelang, aber auch mit der GT möglich war.
Natürlich darf man kein Dakar taugliches Rallygerät erwarten, da das Gewicht gerade bei langsamer Fahrt doch spürbar ist. Dennoch lässt sie sich flott und vor allem kontrolliert durchs Gelände bewegen. Was mir persönlich immer an solchen Bikes weh tut, sind die mit viel Lärm begleiteten Einschläge der Steine am Motorschutz und anderen Anbauteilen. Dafür ist er zwar da, doch an so nem edlen Gerät – seufz.
Chillig und sportlich über´s Land mit der Triumph Tiger 1200
Nach dem Mittag ging´s dann auf eine ausgiebige Landstraßenrunde durch die verschlungene Eifel. Und klar, dafür ist die Tiger gebaut und hier spielt sie ihre Qualitäten voll aus. Mächtig Druck aus niedrigen Drehzahlen mit einem kernigen aber stehts angenehmen Sound. Hervorragende Ergonomie mit optimalem Windschutz ohne lässige Verwirbelungen am Helm, wobei kleinere unter 1,70 Meter sicher eine „Aufgabe“ im Stand haben. Zwar kann man die Sitzbank bei allen Modellen in 2 Stufen einstellen, aber niedriger als 850 Millimeter geht´s serienmäßig nicht (max. sind 895 Millimeter). Apropos Stand, die Tiger verzögert perfekt dosierbar – trotz oder gerade wegen der sportlichen Brembo Bremsanlage.
Was man unbedingt vor der ersten Tour im Stand tun sollte, sind die ganzen Funktionen und Modis zu erkunden. Zwar lässt sich alles easy mit dem Joystick links bedienen, doch lenkt es einen einfach zu stark ab während der Fahrt.
Mit der Triumph Tiger 1200 über den Handlingkurs
Zum Abschluss des Tages, drehten wir noch einige Runden auf dem Handlingkurs des Fahrsicherheitsgelände. Und hier kam doch tatsächlich etwas Racing-Feeling auf. Zwar nicht beim Thema Spitzleistung, dafür in den Kurven und bei schnellen Richtungswechseln. Diese bekommt die Tiger extrem agil und leichtfüßig hin. Und hat man mal etwas Gefühl für´s Bike und den tadellos funktionierenden Metzeler Karoo Reifen entwickelt, kann mächtig am Gas gedreht und geslidet werden. Leider nur ein paar Runden, denn dann war Abend und das Event zu Ende.
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