Erst lag ich doch noch bei meinem ersten Hafeneger-Cup-Rennwochende im Medical-Center und Krankenhaus Bruno und nun ist die Saison schon vorüber. 11 Rennen sind Geschichte und haben mein Lebensbuch mit vielen Erfahrungen, mit viel Freude aber auch herben Rückschlägen gefüllt – dazu aber ein andermal mehr, wenn ich auf meinen Ausflug ins Racerleben Rückblicke.
Letztes Rennen, nochmals ab nach Oschersleben auf eine für viele Cup-Fahrer sehr vertraute Strecke, auf eine Strecke in der die Leistungsdichte extrem ist, auf eine Strecke in der Du mit in 5 Zehntel gleich mal 25 Plätze auf dem Zeitenmonitor verlierst, auf eine Strecke mit einer extra schwarzen Gruppe! Diesmal war Luxus angesagt, denn StreetSus war auch mit dabei was gleich gemütliches Hotel bedeutet und nicht urbanes nächtigen im Fahrerlager. Hier der ist die Motorsport Arena Oschersleben mit seinem Hotel direkt an der Strecke natürlich richtig gut aufgestellt.
Leider kam nach meinem letzten Auftritt in Most etwas Stress auf, da hier die Kupplung – gehe ich jedenfalls noch immer von aus – meines Renn-Camels ordentliche Späne im Motor verteilte und ich durch einen längst fälligen Urlaub einfach keine Zeit mehr hatte den Schaden sicher und rechtzeitig für das Finale zu beheben. Absagen war aber auch keine Option, da neben der legendären Abschlussfeier ich unbedingt nochmals ein Wochenende mit allen verbringen und mit ihnen Spaß haben wollte. Also musste eine Alternative her – meine neue Straßen Fireblade!
Zwei Tage Vorbereitung mussten reichen, schnell Kennzeichen, Blinker und Spiegel demontieren sowie die guten Metzeler Racetec RR Slicks (K1 vorne K2 hinten) aufziehen, mit denen ich in den letzten Rennen ein tolles Gefühl hatte. Obwohl „wegwerfen“ absolut verboten war, mussten noch schnell GB Racing Motordeckelschoner und Lenkanschläge montiert werden. Hier auch nochmals mein herzlichsten Dank an Thomas (Kurvis Racingparts) für die extrem schnelle Lieferung. Ansonsten blieb alles original und da die Scheinwerfer inzwischen aus Kunststoff hergestellt werden, musste ich diese nicht mal abkleben. Lust mit der Neuen zu fahren hatte ich eh schon das ganze Jahr über – Endlich mal konkurrenzfähiger sein, dachte ich mir oft – dazu aber später mehr.
Anreise über die A71 und anschließendes cruisen über wunderschöne Landstraßen war wieder recht entspannt. Doch kurz vor dem Ziel machte mein immer treuer gelber Begleiter einige komische Geräusche im rechten Bereich. Wurde mal mehr, mal waren die Geräusche wieder weg, mal wieder stärker da. Bei der Einfahrt ins Fahrerlager, wurde sie dann massiver und meine Gedanken weit weg vom Racing. Genaue Ortung oder gar eine Diagnose, unmöglich. Na toll – irgendwas verreckt doch immer in diesem Jahr, dachte nicht nur ich mir. Dank der HUK24, war das Problem aber extrem schnell und unbürokratisch gelöst bzw. mein T4 abgeschleppt und ein entsprechender Mietwagen für die Rückfahrt organisiert.
Zeit zum Telefonieren hatte ich während den ersten beiden Turns, denn in der Nacht hatte es ordentlich geregnet und die Strecke trocknete mangels Wind und recht frischen Temperaturen morgens um 8 Uhr nicht wirklich schnell ab. Und da ich für meine Straßen-Fireblade keine weiteren Radsätze zur Hand hatte – die werden gerade im Netz noch extrem hoch gehandelt, konnten auch nicht schnell mal auf Regenreifen gewechselt werden.
Kurz vor 10 Uhr war es dann aber soweit, erster Rollout bei auftrocknender Strecke. Leider nur 2 Runden, denn dann wurde wieder in den Standardzeitplan umgeschwenkt. Diese genügten aber zu spüren, dass die Standardeinstellungen der Elektronik nicht so wirklich passten. Also war auch klar, dass im nächsten Turn unbedingt am Fahrwerk und weiteren Parametern gearbeitet werden musste. Doch irgendwie war der Wurm heute drin, denn auch dieser Turn ging nur knapp 2 Runden bis zur roten Flagge. Zwei Fahrer hatten irgendwie vor der Hasseröder Kontakt und die Strecke mit ordentlichen Trümmern überhäuft. So ging es nun also ohne eine wirklich gezeitete Runde in die Mittagspause.
Am Nachmittag war es dann aber soweit. Gut 15 Grad Luft und 20 Grad Strecke, ließen auf erste schnelle Runden hoffen. Die Gleichung mehr Leistung mit Elektronik vom feinsten gleich schneller als mit meinem Youngtimer ging (vorerst) jedoch nicht auf. Ich fühlte mich nicht so recht wohl, rutschte noch zu sehr auf dem Standardsitz und hatte mit der Standardtankhaube im Vergleich zur HRC-Race-Haube kein stabiles Gefühl beim Bremsen. Dazu stand ich mit meiner rechten Ferse auf dem Auspuffblech auf und konnte so keine optimale Position finden.
Tja, also im nächsten Turn mal etwas an den Fahrwerksparametern arbeiten. Brachte etwas mehr Gefühl aber bei weitem noch keine Sicherheit. Dazu kam, dass beim Versuch schneller zu werden, das Übersetzungsverhältnis nicht wirklich passte. Gefühlt hätte vorne ein Zahn raus müssen und hinten mindestens einer drauf. Unterm Strich war der Erste Tag extrem geprägt vom Herantasten und verstehen lernen.
Nachdem gegen Ende des ersten Tages die Zeiten aller nochmals richtig purzelten, war von vorn herein klar, dass ich am zweiten Tag nicht in der schwarzen Gruppe weiterfahren konnte in der ich noch im Juli mit meiner gelben und 34siger Zeiten unterwegs war. Kam mir im Grunde sogar entgegen, da ich so am Fahrwerk weiter justiert und arbeiten konnte. Was mir gefühlt auch gut gelang und ich eine recht passende Abstimmung fand. Also neue Gummis drauf und im Rennen von P24 aus noch den ein oder anderen Platz ergattern.
Der Start – den ich einige mal in den beiden letzten Turns testete – klappte recht gut, doch gegen die S1000RR und R1 war im mittleren Bereich kurz kein Kraut gewachsen, sodass ich einige Meter verlor. Leider hing ich dann lange hinten fest und konnte den Anschluss nach einem länger vorbereiteten Überholmanöver nicht mehr herstellen und landete am Ende auf P20 mit nicht gerade berauschenden Zeiten.
Natürlich hatte ich mir insgeheim mehr erhofft und war in der Auslaufrunde auf der einen Seite froh auch das letzte Rennen gut überstanden zu haben, auf der anderen Seite aber auch etwas enttäuscht das Potential der Maschine nicht wirklich ausgenutzt zu haben. Man muss sich im Klaren sein, dass ein neues Bike erst mal viel Abstimmungsarbeit sowie Eingewöhnung erfordert und man mit den Gedanken „blos nicht wegwerfen“ eh nur hinterherbummelt. Für ein schönes Renntraining immer klasse, für den Kampf um Platzierungen nicht optimal.
Es war aber trotz alle dem ein tolles Rennwochenende mit klasse Menschen und einer und einer tollen Abschlussfeier. Konnte ordentlich Motivation für 2018 sammeln! Und wenn man das Ergebnis „richtig“ liest, dann hatte ich auf jeden Fall die schnellste Honda im Cup und mein Ziel einen Punkt zu holen sogar übertroffen ;-)
Bilder:
Rainer Friedmann ‚Kraftrad‘, OdenwäldeRRin, René Unger (Racepixx)
Hinterlasse jetzt einen Kommentar