Mit ihrer Präsentation 2013 in Mailand, hat die BMW S 1000 R den Zweiradmarkt nachhaltig verändert. Seither gibt es dynamische Straßenalternative für Supersportfans. Dieser neu geschaffenen Klasse sprangen einige Hersteller direkt mit auf und so haben wir inzwischen ein hoch interessanten Power-Sport-Naked-Bike Bereich. Doch in den letzten Jahren wirkte die Bayerin etwas eingestaubt – nicht technisch, aber irgendwie vom Gesamtbild. 2021 kommt nun die lang ersehnte Neuauflage dieses Dauerbrenners und wie ich finde, optisch schon mal ganz großer Sport!
Neuer Anblick und doch sofort wiedererkannt
Es ist immer gewagt, optisch große Veränderung vorzunehmen, da Fans der bekannten Linienführen sich erstmal ablehnend verhalten. Doch gewinnt man hierdurch eben auch neue Interessenten und frischt die Geschichte deutlich auf. So haben die Münchner Designer bei der Front eine radikale Änderung vollzogen und sie stark an den coolen F 900 R Roadster angelehnt. Umschrieben wird die Optik mit „Tail up – Nose down“. Bewegt man sich aber nur wenige Blicke ums Bike, erkennt man sofort die Linienführen der Ur-S1000R.
Beteiligt sich nicht am nackten 200 PS Wahn
Während die Konkurrenz biestiger wird und weiter sich den 200 PS annähert oder gar überschreitet, setzen die Bayern auf hochpotente 165 Pferdestärken bei 11.000 Touren sowie 114 Newtonmetern bei deren 9.250 Touren und geben ihrem Aggregat mehr Druck und Fahrbarkeit mit auf den Weg. Denn eines steht außer Frage – die Party bei einem dynamischen Roadster geht bis 150 Km/h. Hier will man jederzeit und in jeder Lage die Kraft nachhaltigen in Vortrieb umwandeln können! Dafür spricht sicher auch, dass bereits bei 3.000 Touren gut 80 Newtonmeter anliegen sollen.
Der Reihenvierer basiert natürlich wieder auf dem der Doppel-R, verzichtet aber (wie auch bei der S 1000 XR) auf Shift-Cam-Technologie. Um für die oben beschriebe Party bereit und dennoch Verbrauchsarm zu sein, wurden die Gänge vier bis sechs länger übersetzt. So kann sportlich die Ideallinie gesucht aber auch sparsam gecruist werden. Mit 6,2 Litern auf 100 Kilometern (nach WMTC-Norm) und einem 16,5 Liter großen Tank, kann man gut mit 250 Kilometer Etappen planen.
Die Bedienung der Anti-Hopping-Kupplung soll deutlich leichtgängiger von der Hand gehen und gegen Aufpreis mit einer Motor-Schleppmoment-Regelung (MSR) ausgestattet sein. Um die Drehfreudigkeit weiter zu optimieren setzt man unter anderem auf hohlgebohrten Stahl-Einlassventilen, 3 Gramm (8 statt 11 Gramm!) leichtere Schlepphebel und im Vergleich zur Vorgängerin kürzere Pleuel. Dazu wurden die Nockenprofilen optimiert und das Ansaugsystem verbessert, was im Betrieb sicher die Durchzugsfreudigkeit fördern wird.
Noch wendiger und dynamischer
Also, Leistung haben wir schon mal ausreichend zur Hand, nützt aber alles nichts, wenn das Fahrwerk und Chassis nicht mitspielt. Wie beim aktuellen Superbike, baut auch das R-Triebwerk gut 1,2 Zentimeter schmaler, ist nicht so hoch wie bei der Vorgängerin und speckte satte 5 Kilogramm ab. Nochmals 1,31 Kilogramm spart man mit dem verbesserten „Flex Frame“ ein. Dazu erleichtere man die Alu-Gussrädern (reduziert dabei auch die rotierende Masse) und schaffte es trotz EURO5 Anforderungen auch an der Abgasanlage zu sparen. Unterm Strich bringt die S 1000 R fahrbereit 199 Kilogramm auf die Waage. Wer es noch leichter haben möchte, der kann sie auf knapp 194 Kilogramm mit dem exklusiven M-Sonderausstattungspaket bringen – hier sind dann auch edle Carbon-Felgen am Start.
Das Federbein wurde komplett neu aufgesetzt und bietet nun 117 Millimeter Federweg. Dazu kommt die Unterzug-Schwinge samt Umlenkkinematik des Superbikes zum Einsatz. Der Fahrer darf 15 Millimeter weiter vorne Platz nehmen, sitzt dadurch agiler und hat mehr Gefühlt für die Front. Durch die schmalere Bauform und den adaptierten Doppel-R-Alu-Brückenrahmen, soll auch der Kniebereich bis zu drei Zentimeter schmaler ausfallen. Darüber hinaus lässt sich der Lenker mehrfach für eine optimale Sitzposition verstellen.
Beim Lenkkopfwinkel geht man mit 66 Grad etwas steiler als früher zur Sache, was den Nachlauf minimal verringert. Dennoch wächst der Radstand durch die längere Schwinge vom Superbike um 11 Millimeter auf nun 1.450 Millimeter an. Ein positives Abfallproduckt der neuen Geometrie ist der um 5 Grad gewachsene Lenkeinschlag.
Elektronik für jeden Geschmack
Inzwischen Standard sich elektronische Helferlein, Fahrmodi Rain, Road und Dynamic sowie eine WSBK-erprobte dynamische Traktionskontrolle mit Anti-Wheelie-Funktion (DTC) und Kurven-ABS. Wer mehr möchte, der wird beim Sonderzubehör fündig. So gibt´s hier den Fahrmodi Pro mit deutlich erweiterten Funktionen sowie das elektronisch geregelte Fahrwerk (DDC) statt mechanischer Closed-Cartridge-USD-Gabel sowie konventionellem Federbein. Wer möchte, der kann sich unter anderem auch noch den Schaltassistent Pro, eine justierbare Motorbremse, Berganfahrhilfe und den dynamischer Bremsassistent (DBC) gönnen.
Das 6,5 Zoll großen TFT-Display stammt aus der S 1000 RR und bietet verschiedene Darstellungsoptionen und eine Bluetooth-Schnittstelle. Gesteuert wird alles über den Controller an der linken Lenkerarmatur. Wer das M-Paket ordert, bekommt auch hier noch deutlich mehr Anzeigespielereien geboten.
Beleuchtet wird die S 1000 R natürlich rundum mit LED-Technik. Wie auch schon bei der F 900 R, gibt´s optional das adaptive und schräglagenabhängige Kurvenlicht sowie Tagfahrlicht dazu. Die hinteren Blinker fungieren, wie inzwischen schon üblich, als Brems- und Rücklicht. Spar sicher Bauteile und lässt am Heck mehr Designfreiheit, ich persönlich finde ein markantes und großes Bremslicht aber als wichtiger Sicherheitsaspekt.
Guter Basispreis und bereit im Frühjahr 2021
Die 2021er BMW S 1000 R soll in Österreich für 16.990 Euro ab April und in Deutschland für 14.750 Euro (Basispreis) bei den Händlern bereitstehen. Als Basisfarbe stehen Racingred sowie Style Sport (Silber) zur Verfügung. Wer zum M-Paket greift, der darf sich über BMW-Motorsportfarben freuen.
Fazit
Gott sei Dank hat BMW es getan und der S 1000 R ein neues Gesicht gegeben. Durch die tiefer angelegte Front und des insgesamt kompakter wirkenden Bikes, wartet 2021 ein richtig cooler Roadster auf uns. Dazu kann man davon ausgehen, dass Leistungsentfaltung sowie Technik BMW-typisch wieder ganz weit vorne sein wird und man in der Basis bereits ein sehr gutes Preis-Leistung Paket hat. Was ich persönlich allerdings sofort ändern würde – Spiegel raus ans Lenkerende und der coole Power Roadster wäre perfekt.
Fotos: BMW/Markus Jahn
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