Seit 1994 begeistert die Speed Triple mit ihrem eigenständigen Design und mächtig bulligen Auftritt. Natürlich polarisiert sie mit ihren markanten Glubschaugen die Motorradgemeinde, doch erkennt sie jeder sofort. 2018 legten die Engländer nun nochmals nach und schärten ihre Speedy an allen Ecken um der Power-Naked-Konkurrenz die Stirn bieten zu können. Mit der Engländerin in edler RS Version ging´s im Sommer an den Gardasee um Dolce Vita zu erleben. Und da sich diese Gegend zu Zweit noch besser erleben lässt, verfolgte mich ihre kleine „Streety“ Schwester.
Optimierung vom feinsten
Optisch hat sich die Speed Triple RS nicht wirklich große zur Vorgängerin verändert. Die Optimierungen liegen eher im inneren verborgen. So dreht das 1.050 Kubikzentimeter Triple Aggregat nun gut 1.000 Touren höher, liefert 150 PS bzw. 117 Newtonmeter ab die bereits 700 Touren früher anliegen und hat 19% weniger rotierende Massen was das Ansprechverhalten und die Drehfreudigkeit deutlich verbessert haben. Dazu gibt´s bei der RS Version den wunderschön integrierten und leichteren Arrows Auspuff serienmäßig sowie ein rennstreckentaugliches Öhlins Fahrwerk bestehend aus NIX30-Gabel und TTX36-Federbein. Verzögert wird mit feinsten Brembo Monoblock-Zangen auf 320er-Scheiben und der dreifach einstellbarem MCS 19.21 Radial-Bremspumpe.
Bei der Elektronik bleiben keine Wünsche offen, so gibt´s nun ein Kurven-ABS, komfortables Keyless-Go, Tempomat und ein in der Neigung verstellbares, sehr ansprechende und informative 5 Zoll TFT Display. Mit den 4 einstellbaren Fahrmodi lässt sich die Speedy von aggressiv sportlich bis zur zahmen Regenlady optimal einstellen. Und wer es noch individueller möchte, für den hat die RS noch eine fünften User-Mode im Angebot. Dazu gibt´s nun die integrierten Tagfahrleuchten, wobei ich persönlich immer das Abblendlicht bevorzuge um optimal gesehen zu werden.
Überhaupt hat die wohl letzte 1.050ziger Speed Triple RS – denke angesichts neuer Abgas- und Lärmnormen ist der Motor nun an seiner Entwicklungsgrenze angekommen – sehr viel Ähnlichkeit mit der kleinen Schwester der Street Triple RS. In machen Blickwinkeln mag man den Unterschied nicht mal sofort erkennen. Doch spätestens beim Anlassen der maskulineren Speed Triple RS wird klar, dass hier Power einen erwartet.
(Zur Galerie „Vergleich Street zur Speed Triple“ auf Bild klicken)
Eine echte Landstraßenrakete
Ist man schon mit der Street Triple RS viel zu sportlich unterwegs, so muss man mit der Speed Triple RS sich echt am Riemen reißen. Natürlich kann die Speedy mit ihren gut 20 Kilogramm Mehrgewicht im Vergleich zur Streety nicht ganz die Agilität abliefern, dafür drückt das Aggregat so nachhaltig aus den Ecken, dass hier schnell die verlorenen Meter gutgemacht werden.
Gerade dieser mächtige Druck macht auf verschlungenen Straßen im Hinterland des Gardasees mächtig Spaß. Untermalt wird der Antritt mit tollen Ansauggeräuschen aus der Airbox und einem angenehmen, tiefen brummen aus den beiden Endtöpfen. Man kommt richtig in einen Flow, genießt die präzisen Stopper und das über alles erhabene Fahrwerk. Dazu noch Pirelli Supercorsa SPs die nur so vor Grip strotzen und die Unterstützung der fein eingreifenden Traktionskontrolle nur selten benötigen.
Benötigen würde sie allerdings einen Schaltautomaten der nicht nur das hochschalten Kupplungslos ermöglicht, sondern auch das Zurückschalten unterstützt. Denn gerade bei flotter Gangart mit vielen Schaltmanövern – gut, man könnte auch Schaltfauler fahren bei dem druckvollen 3-Zylinder – hat so ein Blipper schon seinen Reiz!
Sportliche bequem und sparsam
Es macht wirklich süchtig und man vergisst neben den „Geschwindigkeitsempfehlungen“ am Straßenrand auch schnell die Zeit. Wer nun denk, dass die Speed Triple bei dieser Art der Nutzung oft nachgetankt werden muss und man so zu seinen Pausen kommt, der wird bis zu 260 Kilometer fahren müssen. Denn aus dem 15,5 Liter fassenden Tank, flossen im Schnitt nur 5,9 Liter auf 100 Kilometern ab. Einziges Manko beim Tanken, der Tankdeckel öffnet sich nicht Keyless, sodass man den mächtigen Klappschlüssen aus der Tasche zerren muss.
Solch lange Etappen sind aber auch problemlos mit ihr möglich, die Sitzergonomie passt mir perfekt und das Sitzpolster ist nicht nur edel verarbeitet, sondern bietet ein tolles Gefühl für´s Bike und trotzdem ausreichend Komfort. Dazu noch das kleine Windschild vorne, was sich extrem gut in die Gesamtlinienführung einpasst und als Nebeneffekt den Winddruck und mögliche Verwirbelungen von Kopf und Körper nimmt.
Durchblick
Apropos Kopf – tief in ihm muss man sich immer wieder zwingen, die Blicke vom sehr informativ und logisch aufgebauten Display zu nehmen. Laufend jumpte ich über den an der linken Lenkerarmatur integrierten, gut zu bedienenden 5-Wege-Joystick durchs Menü. Das individualisierbaren Display (3 Standard und 3 RS-Designs) liefert hier jede Menge Informationen und soll ab kommenden Jahr mit einem Connectivity-System ausgestattet sein. In Verbindung mit einem optional erhältlichen Bluetooth Moduls und der „My Triumph App“, soll dann die Nutzung von Google Maps oder GoPro möglich werden.
Ein absoluter Augenschmaus sind die, im Gegensatz zur Street Triple, von hinten beleuchtenden Schaltereinheiten, was gerade bei einer chilligen Nachtfahrt um den See einen verzaubert. Überhaupt macht es Spaß mit ihr auch nachts zu fahren, denn die Doppelscheinwerfer bieten genügend Licht um sicher durch die Dunkelheit zu kommen.
Fazit
Gut tausend Kilometer ging es mit dem britische Power-Naked um den Gardasee und ins Hinterland über Verschlungene enge Sträßchen, aber auch schnelle Passauffahrten. Egal ob hart am Gas, chillig am See oder mal mit Sozia zum Abendessen, die Speed Triple RS macht einfach nur Spaß und begeistert. Die Engländer habe aus ihr ein richtig geiles Naked Bike gezaubert mit der man viel Freude hat. Natürlich würde eine Street Triple RS hier auch vollkommen ausreichen. Aber diese brutale Vehemenz mit der hier Vortrieb erzeugt wird, man dabei aber nicht laufend elektronische Eingriffe benötigt, in Kombination mit dem spielerischen Handling, lassen mich dann doch zur Speed Triple RS greifen. War auf jeden Fall ein unvergesslicher Triple-Ausflug.
Kurzcheck
Positiv
- Leistung und ihre Entfaltung
- hochwertiges Fahrwerk und Bremsen
- sehr komfortabler Sitz trotz Sportlichkeit
- perfekt abgestimmte Elektronik
- sehr gute Verarbeitung von allen Teilen
- Eigenständiges Design, zieht „Schaulustige“ an
Negativ
- kein Blipper
- Tank lässt sich nicht Keyless öffnen
- Windschild sollte serienmäßig sein
- Tagfahrlicht zu schwach/unauffällig
Detailbilder der Triumph Speed Triple RS 2018
Vergleich Triumph Speed Triple RS zu Street Triple RS
Impressionen der Gardasee Tour mit den Triples
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