Motorräder von BMW? Was hatte ich vor nicht einmal 10 Jahren dazu gesagt? Gummikühe, Altherrenfahrzeuge, werde ich nie fahren, bin ich denn schon alt! Tja und heute? Heute nehme ich extra Urlaub und fliege nach Spanien um einige Neuheit und bekannte Bikes von BWM Probe zu fahren zu können, um einfach mal die komplette bayrische Modellvielfalt in einer wunderschönen Ecke Spaniens zu erleben. Wie sich doch die Welt ändert kann!
So ging es also Anfang März – noch mitten im Deutschen Winter – zum BMW Motorrad Testcamp Almeria. Es warteten auf mich 6 sonnige Tage bei perfekten Bedingungen. Der Plan sah so aus, zuerst 2 Tage Landstraße zum einrollen, dann 2 Tage Rennstrecke und vor dem Heimflug nochmals eine kurze Landstraßenrunde.
Also ging es am ersten Tag gleich mal mit der R1200R raus. Auf dem großen Hotelparkplatz warteten unsere Bikes bereits in Gruppen aufgereiht und so konnte es schnell und vor allem hervorragend organisiert losgehen. Druck auf den Starterknopf, ein kerniges Moment geht durch und durch, der 110PS starke Boxer erwacht. Dumpfer sonorer Klang umgibt mich und lässt alle anderen Geräte um mich „verschwinden“. Gar nicht so bieder, wie man den „alte“ R1200 kennt. Schnell ging es raus aus der Stadt ins Hinterland Mojacars wo die 119Nm freien Lauf bekamen. Respekt, das Gerät schiebt bereits ab 2000 Touren ordentlich an um dann ab 4000 einen mächtig nach vorne zu Katapultieren. Untermalt wird das Ganze mit noch einem extrem potenten Sound. Mehr als 8000 Touren braucht´s aber nicht, denn da wird zum einen der Sound unspektakulärer und der Vortrieb legt auch nicht wirklich mehr zu. Also, immer rechtzeitig hochschalten und genießen. Fahrwerk und Serien ABS sich phänomenal und halten den Boxer stabil und präzise auf Kurs, selbst bei extrem welligem und unruhigem Untergrund. Man bewegt das Teil in einer erhabenen Haltung und ist jederzeit Herr des Geschehens – mächtig Gut! Ich sitz eventuell etwas zu tief im Motorrad, was dem Fahrspaß aber nicht wirklich schadete.
Am Nachmittag ging´s auf ne 80Km Strandrunde. Perfekte Gelegenheit den C evolution zu testen. Elektroroller, kann das Spaß machen?! Kann man hiermit überhaupt über Land mithalten? Zuerst wurde ich „zurechtgewiesen“! Scooter heißt das, nicht Roller! Dann gab´s ne schnelle Einweisung in die Bedienung sowie Fahr- und Energiemodis.
Uiiii – Abfahrt, komisch! Ich rolle aber höre nichts. Hotel raus, rechts ab auf die Strandstraße, ich höre noch immer nichts! Hammer, man rollt über einen Zebrastreifen und hört die Reifen leicht quietschen. Sogar die Brandung ist unterm Helm war zu nehmen. Was für ein Fahrgefühl. Mist denke ich, wenn die S1000R nicht vor mit wäre, dann hätte ich das Perfekt Sounderlebnis. Bin ich irre? Bis heute konnte kein Bike laut genug sein und jetzt ertappe ich mich nach gerade mal 10 Km wie ich die Leisheit genieße! Hat aber auch was Negatives – jetzt hat mich Fitti unser Fotograph doch tatsächlich übersehen. Schaut der Kerl doch glatt dem lauten geknatter hinterher und ich steh auf der Straße und muss hupen.Um mit der Energie klar zu kommen – ne volle Ladung reicht gut 100 Km – startete ich im Eco Modus. Hier ist selbst bei Vollgas nicht die komplette Leistung vorhanden, dafür wird im Rollbetrieb die volle Rückgewinnung gestartet. Als es aber aus der Stadt raus ging, musste ich umschalten um dran bleiben zu können. Wählt man dann den Sportmodus, werden einem Beschleunigungswerte einer S1000RR bis gut 75Km/h zur Verfügung gestellt. Das Ding zieht hab, der Hammer. Allerdings geht auch die theoretische Reichweite von 85Km schnell auf 34Km runter. Schnell sind wir wieder in der nächsten Stadt, also Eco-Modus und schwupps stehen wieder gut 70Km zur Verfügung. Am Wendepunkt, unserem Kaffeestopp hatte ich noch 62% Kapazität – die Rückfahrt konnte also sportlicher werden.
Musste sie auch, da wir an der Strandpromenade in der Sonne sitzend die Zeit komplett vergaßen und so verdammt spät dran waren – Feuer frei. Der mit 265Kg nicht ganz leichte Scooter lässt sich aber auch bei sehr zügiger Gangart zielgenau und präzise bewegen. Selbst schnelle Kurvenpassagen meisterte er mit Links. Ein Wahnsinns Fahrgefühl, lautlos mit Megapower S1000RRs jagen – Wahnsinn! Bei 120Km/h, bergab auch mal 128Km/h ist allerdings Schluss. Reicht aber auch.
Zurück im Hotel, 31% Energie übrig, und Eindrücke, die ich so schnell nicht vergessen werde. Sicher ist der eScooter preislich noch nicht interessant, BMW zeigt damit aber eindrucksvoll, was unsere Zukunft ist, was unsere Zukunft sein muss. Mit solchen Teilen bekommen wir unsere Städte säuberer und vor allem leiser. Natürlich muss die Energie auch irgendwo Produziert werden, doch lieber in einem sauberen Kraftwerk wie unkontrolliert durch jeden Auspuff in der Stadt. Mir haben diese 3 Stunden am Nachmittag gereicht, um ein neues Verständnis für Mobilität zu bekommen – tolle Entwicklung liebe BMWler!
Am zweiten Tag stand dann wieder Oldshool Fortbewegung auf dem Programm – die R1200GS Adventure. Schon ein mächtiges Gerät wenn man vor ihr steht und erst mal drauf sitzt. Gut 260Kg, mich nicht eingerechnet, starten wieder in Richtung Hinterland zu einem der wohl schönsten Passstraßen, dem Velefique. Auf engen und verwinkelten Sträßchen ging es schnell in die Höhe. Hier merkt man schon das Gewicht der Adventure, wobei sie sich trotzdem sehr entspannt und flott bewegen lässt. Zwar blieb ich hin und wieder in Schräglagemit dem Stiefel hängen, doch das konnte mit etwas Körpereinsatz kompensiert werden. Einzig die Vorderhand ist, sicher der Telegabel geschuldet, sehr intransparent, sodass man einfach der Reserven am Vorderrad vertrauen muss. Leistungsentfaltung, Sound und Laufkultur hat das Teil allemal. Was mir allerdings mit der Zeit auf den Geist gehen würde, wären die mechanischen Geräusche beim Schalten im Kardanbereich.
An der Sternwarte angekommen, hieß es erst mal Aussicht genießen und anschließend 22 Kg abspecken, denn nun ging es mit der „normale“ R1200GS weiter. Die Wenigerkilos merkt eich recht schnell, insbesondere in schnelle Kurvenpassagen. Ansonsten hängt sie genauso gut am Gas und macht auf bergigem Geläuf mächtig Spaß. So richtig Laune machte es , wenn die Straßenbeschaffenheiten mal schlechter wurden oder der Belag ganz aufgerissen war. Dann kann man – gerade mit der Adventure – mal so richtig (für so nen Straßenflitzer wie ich es bin) drüberheitzen. Das elektronische Fahrwerk bettet einen jedenfalls immer angenehm und sicher.
Es war schon wieder ein Erlebnis mit der GS zu flitzen. Allerdings wäre sie mir auf Dauer dann doch zu mächtig und vor allem das Gerassel und die fehlende Rückmeldung vom Vorderrad würden mich laufend zum nachdenken bringen.
40Km vor unserem Hotel stand nochmals ein Bikewechsel an und zwar wieder mehr zu meinem Schargong hin – die S1000R. Aufrecht sitzend, Druck in allen Drehzahlbereichen, einen sportlichen Sound und Handlichkeit, die den Welchsel zwischen engen Serpentinen und schnellen Zwischensprits zu einem Vergnügen werden ließ. Fakt ist aber auch, dass man mit solch einem Gerät glaub grundsätzlich flotter fährt als mit jedem anderen Tourer . War auch wieder schön, wobei ich von der Landschaft weniger mitbekam.
Den Tag ausklingen ließ ich mit der R NineT bei einer chilligen Stand-Café-Racer-Tour. Schon sehr beeindruckend mit welcher Souveränität und mega Drehmoment man mit dem bayrischen Café-Boxer die Standstraßen entlangcruisen kann. Und wenn man vor lauter hin und herschauen den Anschluss verloren hatte, schnell mal die Gashand drehen und ab geht die Post. Flotte Kurven und schnelle Richtungswechsel gehen mit ihr absolut spielerisch. Die R NineT ist also nicht nur was für die Eisdiele.
Nun war Schluss mit cruisen, der Circuito de Almeria und die überarbeitete S1000RR mit den brandneuen Metzeler Racetec RR warteten auf die Teilnehmer des BMW Testcamps. Bei gigantischen frühsommerlichen Bedingungen, konnten wir hinter Jürgen Fuchs die Linie erkunden, uns Runde um Runde ans Limit herantasten und einfach nur Spaß haben. Die 2015er S1000RR trug natürlich ihren Anteil dazu bei. Das Gerät wurde einfach in allen Belangen noch besser, der Druck oben raus anhaltender und die Verzögerung noch präzisier. Ich bin noch nicht so einfach und so schnell auf gute Rundenzeiten gekommen wie mit ihr.
Was allerdings auch beeindruckend war – Markus Reiterberger bei Training zu zuschauen. Wie der Kerl sein Runden dreht, der Wahnsinn. Und dann steht er einfach neben einem in der Box und quatscht mit einem. Sowas bekommt man glaub nur hier beim Testcamp geboten.
Den letzten Abend ließen wir in entspannter Atmosphäre im Hoteleigenen Pub ausklingen, bevor es (leider) schon wieder in Richtung Restwinter nach Hause ging. Wer wollte – und da bin ich gleich dabei – der konnte nochmals ne schnelle Rund am Stand und durch ein wunderschönes Tal im Hinterland drehen. Also nahm ich mir die 90PS starke und mit 202 Kg leichte F800R. Sicher nicht gerade das Optimum für mich, doch war ich angenehm überrascht wie spielerisch und doch druckvoll die „Kleine“ ab geht – zum ausklingen lassen genau das richtige.
„4 Tage Plus“ Motorradspaß waren also Geschichte. Was hängen bleibt sind wieder mal herrliche Eindrücke aus Andalusien und vor allem von bayrischer Zweiradtechnik, die einem das Erlebnis Motorrad perfekt vermittelt. Was mich aber noch viel länger beschäftigen sollte, war der erste Kontakt mit einem – ich nenne es mal – Elektrozweirad. Kraftrad@eMotion wird sich nicht das letzte mal sein!
Text: Rainer Friedmann ‚Kraftrad‘ / Bilder: Rainer Friedmann ‚Kraftrad‘, Bike-Promotion, Friedrich Weisse
Tolle Bilder, finde es wirklich schoen zu sehen, dass auch im Winter was gemacht wird. Bin eher der Skifahrer, aber trtozdem schoen, dass man nicht nur im Sommer was tut, egal auf welche Weise.