Supersportgemeinde aufgepasst, es gibt endlich eine konkurrenzfähige Alternative aus dem Hause Honda! Die Japaner hatten es wohl satt in den Seriennahen Rennsportserien immer hinterher zu fahren und mit ihrer Fireblade quasi den schnellsten „Sporttourer“ zu stellen. 2020 bringen sie das wohl schärfste Feuerschwert aller Zeiten auf die Straße. Mit der Fireblade CBR1000RR-R (ja, da ist noch ein R mehr drin) will man an alte Erfolge anknöpfen und auch in der World Superbike wieder ein Wörtchen um den Titel mitsprechen.
Ende Januar war es nun soweit, und einige ausgesuchte Vertreter der Presse, durften die Neue Klinge mit der internen Bezeichnung SC82, auf dem Losail International Circuit in Katar testen. Ralf Bielefeld, ein Weltenbummler der gefühlt jedes Bike der Welt bereits bewegt hat, konnte ich 10 Fragen direkt nach dem Test zur neuen Fireblade stellen.
1.) Erstens Aufsitzen, erste Ausfahrt – an was hast Du gedacht?
Ganz schön hohe Fußrasten. Das kann ja was werden.
2.) Gefühlt bis Du ja bereits auf jedem Bike gesessen. Wie fühlst Dich auf der Fireblade?
Bereits nach der ersten Kurve sehr sicher.
3.) Wie ist es denn mit ihr, wenn man die Start-Ziel in Katar mit 300 Km/h runterflitzt und dann den Anker für die erste Rechts wirft?
Aufregend. Die Bremsen sind der Hammer, Rechtskurve dann im zweiten Gang und gleich die nächste Links anpeilen. Aber ich will ehrlich sein: Mehr als 282 km/h habe ich auf meinem Tacho nicht gesehen. Kollegen schafften aber die 299+, heißt es.
4.) In der SP gibt´s ja elektronische Öhlins Komponenten der neuesten Generation. Braucht man das? Spürt man den Unterschied, insbesondere wenn man die Einstellungen ändert?
Ja, unbedingt empfehlenswert. Beispielsweise Kurvenunterstützung rauf auf Stufe zwei (mit zwei, drei Klicks im Menü) – und schon klappt das mit den 59° Schräglage rechts und links. Speziell der Unterschied zu „Manuell“ zeigt, wie geschmeidig sämtliche Systeme arbeiten.
5.) Inzwischen sind wir ja bei EURO5 angekommen, bedeutet auch entsprechende Lärmbestimmungen. Wie ist denn der Sound? Kommt da noch was rüber?
Diese Frage grenzt an Blasphemie. Viel eher muss sie lauten: Wie zum Teufel haben die Honda-Jungs das Akrapovic-Teil durch die Abnahme bekommen?!? Der Sound ist grandios. Vergesst die Trompeten von Jericho.
6.) Tachometer – sorry, das Display mit den vielen Informationen. Kommt man da ohne Handbuch klar? Versteht ein Laie das alles überhaupt noch?
Pfff, tja. Ganz ehrlich: Ich war froh, wenn einer der japanischen Ingenieure in der Nähe war, wenn ich etwas verstellen wollte. Immerhin: Das Display mit der Schräglagen-Anzeige habe ich selber gefunden. Wer sich ein bisschen eingroovt, wird nicht scheitern.
7.) Honda hat bekanntlich ihren Leitsatz „Total Control“ hier aufgegeben. Was denkst Du, kann oder besser sollte man mit ihr auch auf der Straße fahren?
Unbedingt. Sie ist rennstreckentauglicher als jede Fireblade zuvor, aber immer noch eine Fireblade, also eine grandiose Straßenrennmaschine.
8.) Stell Dir vor, Du hättest einer Fireblade der letzten beiden Generationen. Würdest Du nach Deinen Eindrücken sofort zum Händlerrennen und eine bestellen?
Ich ja. Aber das muss jeder selber wissen. Die neue Elektronik macht diese Generation – auf höchstem Niveau – enorm leicht zu beherrschen.
9.) Ok, Du hast nun eine! Gibt es was, dass DU an ihr ändern würdest?
Fußrastenanlage etwas tiefer, was natürlich nicht einfach so geht. Wir haben beim dritten Stint meinen Schalthebel um eine Position nach oben versetzt, das erleichterte bereits einiges bei meinen „nur“ 1,80m.
10.) Mit etwas Abstand vom Test, was ist Dir am stärksten in Erinnerung geblieben?
Wie extrem selbstverständlich man mit der Fireblade unterwegs ist. Du denkst überhaupt nicht darüber nach, was du dem Bike zumuten kannst. Du fährst einfach und arbeitest an deiner Kurventechnik. Mit einem grenzenlosen Vertrauen. Und wenn du es wirklich mal übertreibst am Kurvenausgang oder mit dem Reinbremsen, hält dich das Bike mit blitzschnellen, meist sehr dezenten Eingriffen in der Spur. Ganz großes Kino.
Be the first to comment